Tele Columbus: Griff daneben
Anfang Mai habe ich einige Tage nach Veröffentlichung des Geschäftsberichtes für das Jahr 2022 meine Position in Tele Columbus geschlossen.
Mit der Veröffentlichung kam es zu einem großen Kursrutsch, so dass für mich am Ende ein Verlust von -68 % innerhalb von einem halben Jahr Haltezeit bleibt. In Erwartung eines baldigen Squeeze Outs hatte ich im November 2022 die Position eröffnet. Dies schmerzt besonders, da Tele Columbus zum Ende des ersten Quartals mit knapp über 6% meine fünftgrößte Position darstellte.
Im Geschäftsbericht wird eine Finanzierungslücke prognostiziert, welche Befürchtungen weiterer erheblicher Kapitalerhöhungen entstehen lässt. Auch die Anleihe von Tele Columbus handelt seit längerem deutlich unter ihrem Nennwert und weist eine hohe (erwartete) Rendite auf, was auf ein einpreisen eines erhöhten Ausfallrisikos hindeuten könnte.
Ich muss zugeben, dass ich die Last der hohen Verschuldung von Tele Columbus, trotz eines gestiegenen Zinsniveaus, unterschätzt habe. Insbesondere der finanzstarke Ankeraktionär und die im letzten Jahr durchgeführte Kapitalerhöhung, zu Preisen über dem Börsenkurs, hatten mich optimistisch gestimmt.
Hier wird deutlich, dass allein ein vollzogenes Delisting und die Chance (oder vielmehr die Hoffnung?) auf einen baldigen Squeeze-Out nicht hinreichend für einen guten Investmentcase sind.
Aus diesem Fall möchte ich mitnehmen, mich zukünftig (noch) stärker mit der Bilanz eines Unternehmens auseinanderzusetzen, insbesondere mit Bezug auf Verschuldung und deren Fälligkeitsstruktur. Das Gleiche gilt für das Risiko von Verwässerung durch größere Kapitalerhöhungen, sei es zum Schuldenabbau oder für Investitionen.
Positiv war für mich die Erkenntnis, dass ich auch nach einem großen Verlust in der Lage war, die Position nach kurzer Analyse komplett zu schließen, die Verlierer also nicht “laufen zu lassen”. Dies möchte ich möglichst beibehalten.