Freiverkehr - me, my blog, and I


Gamestop 2021

Der Short Squeeze bei Gamestop war ein bedeutendes Ereignis zu Beginn des Jahres 2021. Dieser Post beschreibt meine Transaktionen in der Aktie während dieses Zeitraums und meine rückblickenden Gedanken hierzu. Zum Hintergrund der Gamestop-Manie gibt es hinreichend Veröffentlichungen und sogar einen Film.

Wie so viele andere bin ich über das Subreddit wallstreetbets auf Gamestop aufmerksam geworden. Zu der Zeit habe ich mich schon am Valueinvesting versucht, dieses aber immer wieder um Experimente in andere Richtungen ergänzt.

Zum Kauf motiviert haben mich die These des hohen Short Interests, aber nicht zuletzt auch die vielen Memes und das Herdenverhalten auf Reddit, selbst wenn ich dort nur rein passiv aktiv war.

Anfang Dezember hab ich, zu einem Zeitpunkt als die Aktie bereits deutlich über ihren Preis zur Jahresmitte gestiegen war, eine Starterposition eröffnet. Mir erschien die Situation als relativ riskant, daher war die Starterposition nicht übermäßig groß.

Anfang Januar habe ich die Hälfte dieser Position zum doppeltem Einstandskurs verkauft, einen Tag später jedoch direkt wieder zurückgekauft. Ich wollte nichts verpassen.

Die Entwicklung in den darauffolgenden Wochen zeigt die folgende Tabelle. Um keine Aktienanzahl zu nennen, beschreibt die Spalte Nominal das jeweils gehandelte Volumen in Relation zur Starterposition.

Datum Transaktion Nominal Kurs (in EUR)
2020-12-03 Kauf 1 13.245
2021-01-13 Verkauf 0.5 28.19
2021-01-14 Kauf 0.5 31.26
2021-01-22 Verkauf 0.25 49.24
2021-01-25 Verkauf 0.25 97.87
2021-01-27 17:00 Verkauf 0.25 312.25
2021-01-27 22:00 Verkauf 0.25 166

Insgesamt habe ich mit diesem TradeZock eine Vorsteuerrendite von 490% erreicht. Mein durchschnittlicher Einstiegskurs lag bei knapp 29 Euro, der Verkaufskurs bei ca. 170 Euro.

Auffällig ist die starke Preisveränderung am 27. Januar, bei der sich der Kurs in nur fünf Stunden halbiert hat. Mein Verkauf gegen 17 Uhr deutscher Zeit erfolgte hierbei nur mit relativ geringem Abstand zum Intraday-Allzeithoch von 483 US-Dollar (zu dem Zeitpunkt ca. 400 Euro).

Selbst wenn durch erste Teilverkäufe mein eingesetztes Kapital bereits gesichtert war, war ich ob der durch die extremen Kursentwicklung zeitweise sehr hohen Gewichtung der Aktie im Portfolio angespannt und habe oft auf den aktuellen Aktienkurs geschaut. Ich kann mich erinnern, das ich am 27. Januar zu Handelsbeginn in den USA einen Youtube-Livestream der Tickdaten verfolgt habe.

Die starke Preisentwicklung, aber auch der mit der Position verbundene Stress, haben dazu geführt, dass ich am 27. Januar die Position in zwei Transaktionen geschlossen habe.

Wie habe ich mich in der Situation verhalten?

Zwischenzeitlich hatte ich mir die Regel aufgesetzt, bei jeder Verdopplung des Kurses die Hälfte des noch verbleibenden Bestands zu verkaufen. An die Regel gehalten habe ich mich am Ende dann aber nicht…

Mir war bewusst, dass es wichtig ist auszusteigen, bevor zu viele gleichzeitig zum Ausgang rennen. Daher habe ich ab dem 22. Januar (während dem erst nachher erkennbaren Höhepunkt der Manie) angefangen, durch Teilverkäufe einen Teil der Gewinne mitzunehmen und mein Verlustrisiko zu begrenzen.

Gleichzeitig befürchtete ich, mich über einen zu frühen ("…war doch klar, dass der Kurs weiter steigen wird…") Verkauf zu ärgern. Dies ist im Nachgang leicht zu behaupten.

Die beiden Wörter “nachher” und “Nachgang” zeigen, dass ich befürchtete, mich rückblickend über meine getroffenen Entscheidungen und damit mich selbst zu ärgern. In dem Moment selbst herrscht allerdings komplette Unsicherheit. Gerade bei einer solch explosiven Preisentwicklung wie bei Gamestop ist unsicher, wo der Kurs in wenigen Stunden steht, geschweige denn in Tagen oder Wochen.

Was nehme ich für Erkentnisse mit?

Die Teilverkäufe haben für mich funktioniert. Hierdurch ist das eingesetzte Kapital sicher und eine negative Entwicklung würde nur zu einem geringerem Gewinn, aber nie zu einem Verlust, führen. Je größer die aufgelaufenen Gewinne jedoch wurden, umso mehr habe ich mich aber auch um sie gesorgt.

Aussteigen wenn es zu viel wird. Der 27. Januar war für mich ein intensiver Tag. Gegen Ende fühlte ich mich mit der verbliebenen Position nicht mehr wohl, sie hat mich zu sehr belastet. Der letzte Verkauf, zu einem Kurs, der nur halb so hoch war wie bei der Transaktion nur wenige Stunden zuvor, ist Ausdruck hiervon.

Über den entgangenen Gewinn innerhalb der fünft Stunden habe ich mich jedoch nie geärgert. Die Erleichterung, die Position komplett geschlossen zu haben und keinem mir selbst auferlegtem Druck mehr ausgesetzt zu sein, war zu groß.